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03.09.2020

Vom Magier zum Manager

Im Interview spricht IST-Absolvent und Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic über Traumtore und Traumtänzer, besondere Eigenschaften und besondere Briefmarken, Schweiß und Fleiß – und über seinen Traumberuf.

Zu seiner Glanzzeit als Spieler bildete Europameister Fredi Bobic gemeinsam mit Giovane Élber und Krassimir Balakov beim VfB Stuttgart das „magische Dreieck“. Im Anschluss an seine Karriere studierte der Europameister Fußballmanagement am IST-Studieninstitut. Heute ist der 48-Jährige Vorstand Sport bei Eintracht Frankfurt und einer der gefragtesten Sportmanager der Bundesliga.

IST: Fredi, was ist wichtiger – Training oder Schule?
Fredi Bobic:
Das kommt auf das Alter und die Blickrichtung an. Wichtig ist auf jeden Fall eine abgeschlossene Berufsausbildung, denn der Fußball-Traum kann, wenn er überhaupt richtig beginnt, schnell vorbei sein. Wenn die Schule und die Hausaufgaben durch sind, kann die Konzentration zu 100 Prozent auf Schweiß und Fleiß am Trainingsplatz liegen.

Wann ist Dir damals klar geworden, dass Du Dich parallel zu Deiner Karriere als Spieler mit dem Thema „Was kommt danach?“ beschäftigen musst?
Bobic:
Das war ein schleichender Prozess. Erst einmal hatte ich ja eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen, weil ich wusste, dass die Fußballkarriere endlich ist. Dann hatte ich ja schon zu meiner Spielerzeit beim VfB Stuttgart einen sehr guten Kontakt zum damaligen Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder und habe aus den Gesprächen sehr viel mitgenommen. Man muss als Fußballer immer wach und interessiert sein, das ist das A und O für die Karriere danach.

Viele Deiner früheren Kollegen sind heute Trainer. Wieso hast Du Dich fürs Sportmanagement entschieden?
Bobic:
Ich wollte nicht mehr in die Kabine. Ich wollte das große Ganze gestalten. Auf Managementebene, gerade in der aktuellen Zeit, sind die Aufgaben vielfältiger, die Verantwortung ist größer.

Warum gewinnt das Thema „Bildung“ in den Vereinen immer mehr Bedeutung?
Bobic:
Weil Fußballklubs heute viel mehr sind als früher. Die Vereine sind mittelständische Unternehmen mit vielen, durchaus auch sportartfremden Bereichen. Die größeren wirtschaftlichen Möglichkeiten bieten uns somit die Chance, den Spielern größere Angebote zu machen. Das fängt ja schon beim Sprachunterricht an, was ich durchaus auch als kulturelles Angebot sehe. Wer hat sich denn früher darum gekümmert?  

Jetzt seid Ihr in Frankfurt aber auch besonders engagiert, Eure Spieler frühzeitig durch Weiterbildungen und Studiengänge auf die Zeit nach der Karriere vorzubereiten. Seht Ihr das als Teil Eurer Verantwortung?
Bobic:
Absolut, ja. Wir haben viele junge Spieler unter Vertrag und sehen unseren Auftrag auch darin, ihnen vielfältige Chancen zu bieten, die über den Fußball hinausgehen.  

Du warst als Spieler Vorbild, bist es jetzt aber auch als Manager. Was für Tipps hast Du für junge Nachwuchskräfte, die im Sportbusiness Karriere machen wollen?
Bobic:
Seid neugierig und hört gut zu! Die Traumtänzer und Neunmalklugen schaffen es nämlich – wie in anderen Bereichen übrigens auch – meist nicht. Außerdem muss die Liebe zum Sport unbedingt vorhanden sein.

Du bist Deutscher Meister, Europameister und Mann des Jahres – was sind Deine besonderen Eigenschaften oder Schlüsselkompetenzen?
Bobic:
Das ist für mich selbst schwer zu beantworten. Mut, Ehrlichkeit und Fleiß gehören aber sicher dazu.

Was war Dein größter Moment auf und neben dem Platz?
Bobic:
Auf dem Platz waren das die großen Mannschaftserfolge wie der Gewinn der Europameisterschaft und der Pokalsieg mit dem VfB Stuttgart. Hinzu kommen aber auch ganz bestimmte, einzelne Szenen, die ich heute noch im Kopf abrufbar habe. Neben dem Platz sicherlich der Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt. Und außerhalb des Stadions natürlich die Geburt meiner beiden Töchter.

Was muss man eigentlich tun, um eine eigene Briefmarke zu bekommen?
Bobic (lacht):
Ihr meint die Briefmarke, die es auf den Färöern gibt, vermute ich. Man muss im richtigen Moment auf den Färöern sein, einen Zweikampf führen, der attraktiv aussieht und als Motiv auf ein Hochkant-Foto passt. Nein, ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Ein Uwe Seeler, ein Dirk Nowitzki oder ein Timo Boll gehören vielleicht auf eine Briefmarke – aber nicht unbedingt ein Fredi Bobic.

Demut, Bescheidenheit und Bodenständigkeit scheinen also auch zu Deinen Kompetenzen zu gehören. Werte, die man bei manchen jungen Fußballprofis vermisst.
Bobic:
Ja, das stimmt. Manche Allüren sind schlichtweg nicht vermittelbar und auch nicht zu akzeptieren. Aber es ist natürlich auch nicht leicht, mit 17 oder 18 Jahren plötzlich berühmt und finanziell unabhängig zu sein. Gerade deswegen ist es uns auch wichtig, die Spieler über ihre Leistung auf dem Fußballplatz hinaus zu betreuen, zu beraten und wenn nötig auch mal zu korrigieren in ihrem Auftreten.

Stichwort: Werte. Welchen Wert hat für Dich Deine Fußballmanagement-Weiterbildung am IST?
Bobic:
Die ist sehr wichtig, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Man sitzt ja täglich mit Menschen zusammen und muss von daher immer auf die neuesten Trends vorbereitet sein.

Ist Dir die jahrelange Erfahrung des IST am Markt wichtig mit Blick auf spätere Berufschancen?
Bobic:
Es ist wichtig, dass man beim IST das Gefühl hat, dass die Leute wissen, wovon sie reden. Qualität und Erfahrung sind spürbar. So ist der Lerneffekt garantiert.

Wie hast Du es geschafft, neben all Deinen Aktivitäten noch ein Fernstudium zu absolvieren?
Bobic:
Dazu gehört zum einen gutes Zeitmanagement. Und zum anderen die Bereitschaft, morgens früher aufzustehen als andere, um alle Aufgaben des Tages zu bewältigen. Das IST-Angebot ist zudem sehr flexibel nutzbar, weil zeit- und ortsunabhängig.

Du hast immer wieder Spielern und Mitarbeitern das IST empfohlen – warum überzeugt Dich das IST-Konzept gerade auch für Leistungssportler?
Bobic:
Die Flexibilität ist ganz entscheidend. Denn man muss das Studium in den Trainings- und Meisterschaftsplan einpassen.

Das IST für Dich in drei Worten?
Bobic:
Innovativ, strukturiert, hochprofessionell.

Hast Du einen Appell an junge Fußballer?
Bobic:
Traumtore sind nicht alles. Seid wach, hört zu, seid lernwillig! Dann kann man von den Älteren sehr viel mitnehmen.

Ist Sportvorstand Dein Traumberuf?
Bobic:
Ja, das kann ich mit voller Überzeugung so sagen.