Wie sicher sind Bio-Lebensmittel?

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Der „Welttag der Lebensmittelsicherheit“ wird jährlich am 7. Juni begangen und bietet Gelegenheit, auf die Bedeutung sicherer Lebensmittel für unsere Gesundheit aufmerksam zu machen. Ziel dieses Tages ist es, Verbraucher:innen über Risiken und verantwortungsbewussten Umgang mit Lebensmitteln zu informieren sowie die Bemühungen von Behörden, Herstellern und Händlern in der Sicherstellung der Qualität zu würdigen.

Bio-Lebensmittel

Was bedeutet „Lebensmittelsicherheit“ überhaupt?

Lebensmittelsicherheit bedeutet, dass Lebensmittel bei korrektem Gebrauch keine gesundheitlichen Gefahren bergen. Dazu zählen unter anderem mikrobiologische Risiken wie Bakterien oder Viren, chemische Gefahren wie Pestizide oder Umweltgifte und physikalische Gefahren wie Fremdkörper. Sicherheit gewährleisten umfassende Kontrollen entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette.

Bio-Lebensmittel spielen hierbei eine besondere Rolle, da sie strengeren Richtlinien unterliegen, insbesondere in Bezug auf chemische Substanzen. Bio-Produkte verzichten weitgehend auf synthetische Pestizide und chemische Dünger und tragen somit potenziell dazu bei, Risiken chemischer Rückstände in Lebensmitteln zu reduzieren. Gleichzeitig erfordert die biologische Landwirtschaft ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Kontrolle, um mikrobiologische Risiken zu minimieren.

Und doch stellen sich Menschen immer wieder die Frage, ob sie Bio-Produkte oder konventionell erzeugte Lebensmittel kaufen sollen.

Bio oder lieber konventionell?

Wir versuchen ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und haben hier die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst:

1. Wie sicher sind Bio-Lebensmittel im Vergleich zu konventionellen Produkten hinsichtlich Pestizidbelastungen und anderen Schadstoffen?

Bio-Lebensmittel weisen in der Regel deutlich niedrigere Pestizidrückstände auf als konventionelle Produkte, da chemisch-synthetische Pestizide im biologischen Anbau grundsätzlich verboten sind. Bio-Bauern spritzen mit Naturstoffen wie Spinosad oder mit Pflanzenextrakten und gentechnisch unveränderten Mikroorganismen. Laut dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) kommen 95 % der Betriebe vollkommen ohne Pflanzenschutzmittel aus. Allerdings sind biologische Produkte nicht vollkommen frei von Belastungen, da beispielsweise Verwehungen aus Nachbarfeldern möglich sind. Generell sind Bio-Produkte aber aufgrund strengerer Regularien weniger belastet und dürfen nur dann verkauft werden, wenn weniger als 0,01 mg pro Kilogramm Pestizid auf dem angebauten Lebensmittel gefunden werden (Verordnung (EG) Nr. 2018/848).

2. Welche Kontrollen und Zertifizierungen gewährleisten, dass Bio-Produkte tatsächlich den Sicherheitsstandards entsprechen?

Bio-Produkte unterliegen in der EU einer strikten Bio-Verordnung, die regelmäßige angekündigte und unangekündigte Kontrollen vorsieht. Zertifizierungsstellen wie Demeter, Bioland oder Naturland führen diese Überprüfungen durch. Dabei werden Betriebe mindestens einmal jährlich auf Einhaltung der Vorschriften, korrekte Dokumentation, Anbaumethoden und die Rückverfolgbarkeit der Produkte geprüft. Unangekündigte Kontrollen finden dann „risikoorientert“ statt, also dort, wo die Gefahr der Wertüberschreitung am höchsten ist.

3. Welche häufigen Missverständnisse oder Mythen existieren bezüglich der Sicherheit von Bio-Lebensmitteln?

Ein Mythos betrifft den Geschmack oder Nährstoffgehalt – Bio bedeutet nicht automatisch immer mehr Vitamine oder besseren Geschmack, auch wenn dies oft so wahrgenommen wird. Dennoch lohnt es sich die in der Regel teureren Produkte zu kaufen, für die eigene Gesundheit und die Umwelt. Eine weitere Annahme ist, dass mit Bio-Produkten nicht die ganze Welt ernährt werden könnte. Das wäre dann wahr, wenn wir weiterhin so viele Lebensmittel wegschmeißen und unseren hohen Fleischkonsum beibehalten würden. Durch eine Ernährungsumstellung entlang der Planetary Health Diet, die eine pflanzenbetontere Kost empfiehlt, könnten Anbauflächen für Nutztiere und deren Futter für uns selbst verwendet werden.

Ein letzter Irrglaube ist, dass Bio-Produkte unter dem Strich teurer sind. Es gilt jedoch: günstige Lebensmittel gibt es nicht, es gibt nur die, bei denen die Kosten für die Umwelt mitgerechnet sind, oder nicht. Effekte auf die Umwelt, wie Klimakatastrophen und die allgemeine Erwärmung des Planeten sind bei diesen unmittelbaren Kosten ebenso gemeint, wie Erkrankungen durch Pestizide oder ausbrechende Zoonosen.

4. Wie ist das Risiko mikrobiologischer Kontaminationen (z.B. durch Salmonellen oder E.coli) in Bio-Lebensmitteln gegenüber konventionellen Lebensmitteln zu bewerten?

Bio-Lebensmittel sind bezüglich mikrobiologischer Risiken grundsätzlich nicht riskanter als konventionelle Lebensmittel (Smith-Spangler et al., 2012). Da im Bio-Anbau häufig natürliche Düngemittel wie Stallmist verwendet werden, könnte theoretisch ein etwas höheres Risiko für Kontaminationen bestehen, da die unbehandelten Erreger auf die Pflanzen aufgebracht werden. In der Praxis sind jedoch strenge Vorschriften vorhanden, um dieses Risiko deutlich zu minimieren, etwa durch vorgeschriebene Wartezeiten zwischen Düngung und Ernte. Studien zeigen insgesamt keinen signifikanten Unterschied in der mikrobiologischen Belastung zwischen biologischen und konventionellen Lebensmitteln. Das liegt auch an den strengen Hygienestandards, die sowohl für konventionelle als auch für bio-Betriebe gilt (EU-Hygieneverordnung (EG) Nr. 852/2004). Da bio-Betriebe jedoch zusätzlichen Kontrollen durch die EG-Öko-Verordnung standhalten müssen, kann man von einer noch höheren Sorgfalt ausgehen.

5. Welche Maßnahmen könnten die Sicherheit und Transparenz von Bio-Produkten noch weiter verbessern?

Zur weiteren Verbesserung könnte die Transparenz der Lieferketten gestärkt werden, etwa durch den Ausbau digitaler Kontrollsysteme und Blockchain-Technologien, um die Rückverfolgbarkeit zu verbessern. Besonders bei Lebensmitteln aus internationalen Märkten außerhalb der Europäischen Grenzen. Zudem könnten Verbraucher:innen über die Herkunft und Herstellung der Produkte noch umfassender informiert werden, zum Beispiel mit einem QR-Code auf den Verpackungen. Diese könnten zu Hofportraits verlinken oder die Produktionsmethoden und die Kontrollberichte aufzeigen. Auch eine einheitliche Liste der Prüfkriterien für Bio-Bauern auf EU-Ebene kann helfen, dem Sigel noch mehr Stärke zu verleihen. Derzeit unterscheiden sich laut Willer und Kollegen sowohl die Prüftiefe als auch die Transparenz und Frequenz in den EU-Ländern. Die Veröffentlichung von Prüfberichten auf einer zentralen Datenbank wäre eine denkbare Lösung (Willer et al., 2023).

Fazit

Der Kauf von Bio-Lebensmitteln ist vorteilhaft, da er nicht nur persönliche gesundheitliche Risiken durch chemische Rückstände reduziert, sondern auch ökologische Vorteile bietet. Bio-Landwirtschaft schont Böden und Grundwasser, fördert Biodiversität und unterstützt nachhaltige Anbaumethoden. Zudem tragen Verbraucher:innen durch die Wahl von Bio-Produkten dazu bei, Umweltbelastungen langfristig zu senken und nachhaltige Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Der Tag der Lebensmittelsicherheit erinnert daran, dass sichere Lebensmittel das Ergebnis einer gemeinsamen Verantwortung sind – von den Erzeuger:innen über den Handel bis hin zu den Verbraucher:innen selbst. Bewusstes Einkaufen, sorgfältige Lagerung und richtige Zubereitung leisten hierbei einen entscheidenden Beitrag zur Lebensmittelsicherheit.

Anna Hüsing ist studierte Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaftlerin. Nach Ihrem Studium arbeitete sie für ein Start-up in der Lebensmittelbranche. Während ihrer anschließenden Aushilfstätigkeit am IST-Studieninstitut im Fachbereich Gesundheit und Wellness überzeugte sie durch eine schnelle Auffassungsgabe, Kundenorientierung und ihr Talent zum Texten. Die Stärken bringt sie als festes Team-Mitglied des Fachbereichs seither mit ein und ist im Schwerpunkt für die Beratung und Betreuung von Studierenden und Interessierten vor allem im Bereich der Ernährung zuständig. Zudem unterstützt sie durch ihre Texte auch die Bereiche Konzeption und Marketing.

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