Mehr Verantwortung für Pferde übernehmen

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Aktuell kursieren in der Presse und in den Social-Media-Kanälen schreckliche Bilder und Videos von Pferden, die unter höchst qualvollen Umständen von Menschen in abnormale Bewegungsmuster gezwungen werden. Das stimmt uns sehr traurig und hat uns dazu veranlasst, uns zu diesem Thema zu äußern.

Als erstes sollten wir für alle in Erinnerung rufen, dass Pferde, gemäß ihrer Natur als Fluchttier, still leiden. Sie sind darauf angewiesen, ihren Schmerz möglichst nicht zu zeigen, um in der freien Wildbahn zu überleben. Dieser Umstand ist wohl einer der Hauptgründe, dass sich solche gewaltvollen Szenen überhaupt abspielen. Würde ein Pferd lautstark schreien und gequält quietschen, wäre es wohl weitaus weniger verbreitet, Schmerz, Angst und Stress als „Trainingsmittel“ einzusetzen.

Umso wichtiger ist es, dass wir alle dazu beitragen, den Pferden eine Stimme zu geben. Denn sie teilen sich durchaus mit, sind sogar in ständiger Kommunikation. Die entscheidende Frage ist, ob wir ihnen zuhören und anstelle einer einseitigen „Kommunikation“ einen Dialog anbieten wollen.

Es ist unsere Verantwortung

„Du bist für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast“, schrieb schon Antoine de Saint-Exupéry. Diese Aussage empfinden wir als sehr passend, denn es kann nicht darum gehen, ob wir wollen – wir sind dazu verpflichtet! Wir müssen die Kommunikation und die Ausdrucksweise des Pferdes erlernen, da wir nur auf dieser Grundlage einen fairen Umgang und faires Training garantieren können.

Es gibt mittlerweile hervorragende wissenschaftliche Publikationen, die uns dabei helfen, Schmerz, Stress und Unwohlsein beim Pferd objektiv erkennbar zu machen. So zum Beispiel die Schmerzskala beim gerittenen Pferd von Sue Dyson oder die neue Untersuchung von Kathrin Kienapfel zum Vergleich der Kopf-Hals-Positionen und Konfliktverhalten gerittener Elite-Dressurpferde.

Der Pferdesport

Der große Sport ist längst im Visier der Öffentlichkeit angekommen. Tierschützer und Gesellschaft erwarten einen fairen Umgang mit Pferden. Die Verbände sind in der Verantwortung, endlich klare Kante zu zeigen, Stellung zu beziehen und eine Veränderung zu bewirken. Auch hier können oben genannte wissenschaftliche Erkenntnisse über Schmerzen und Stress des Pferdes einen wichtigen Beitrag zu einem fairen Umgang für Reiter:innen und Richter:innen leisten.

Der Pferdesport hat eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion, die unbedingt wahrgenommen werden muss. Die Ausbildung eines Pferdes braucht viel Zeit, Geduld und Demut. Demut auf Seiten des Menschen, dass er mit diesen wundervollen Kreaturen trainieren darf.

Gewalt gegenüber Pferden

Natürlich gibt es auch Menschen, die Pferde und andere Tiere bewusst misshandeln. Viele Menschen, die Gewalt an Pferden ausüben, verzweifeln oft schlicht an der gescheiterten Kommunikation mit dem Pferd. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Gewalt oft dort beginnt, wo Wissen endet -was übrigens niemals eine Legitimation ist, Gewalt einzusetzen. Somit sehen wir jede und jeden einzelnen von uns dazu in der Verantwortung, sich Wissen anzueignen. Wissen über die Natur des Pferdes, seine Wahrnehmung, sein Ausdrucksverhalten, seine Kommunikationswege, sein Lernverhalten und seine Informationsverarbeitung. Mit Pferden umzugehen, bedeutet lebenslanges Lernen für das Wohlergehen der Pferde.

Die Lösung

Pferde sind wahre Streber. Sie lernen unglaublich schnell, wenn ihnen die Lerninhalte freundlich und pferdegerecht vermittelt werden. Und Pferde sind witzig. Sie sind neugierig und haben Lust, sich mit uns Menschen zu beschäftigen und Neues zu lernen. Das gilt es, zu nutzen. Es geht um Freude für beide Seiten

Wir möchten nicht den Sport verteufeln. Pferdewohl und Sport können sehr wohl vereinbar sein. Nur müssen sich alle Beteiligten ihrer unbedingten Verantwortung gegenüber dem Partner Pferd bewusst sein.

Jede und jeder Einzelne trägt die Verantwortung, die eigene Stimme zu erheben – für das Wohl der Pferde. Denn Pferde können nicht mit Worten sprechen. Wir müssen endlich anfangen, ihren zuzuhören und ihnen eine Stimme zu geben. Diesen leisen und sanften Tieren Gehör zu verschaffen. Wir müssen endlich anfangen, Pferde ihrer Art entsprechend zu halten und zu behandeln. Kein Pferdemensch sollte nur auf den großen Sport zeigen. Jeder sollte bei sich und seinem Pferd, seinen Stallkolleg:innen und seinem Stall beginnen. Es geht um Verantwortung. Um Tierschutz und um Menschlichkeit.

Wir möchten mit unserem Training und der IST-Ausbildung zum:zur Pferdeverhaltenstrainer:in dazu beitragen, dass Menschen ihre Pferde besser verstehen. Dass sie lernen, welche Bedürfnisse Pferde haben, wie sie lernen und wie wir Training gestalten müssen. Dann werden wir einen sicheren Umgang erleben, eine vertrauensvolle Beziehung verspüren, motivierte Pferde an unserer Seite haben, die intrinsisch und fröhlich am Training teilhaben. Dann wird es magisch.

Und das ist dann wahre Pferdeliebe!

Für die beiden Pferdeverhaltenstrainerinnen Sabine Angemeer und Lara Wielgomas ist das Training von Pferden mehr Berufung als Beruf. Sie lieben Pferde. Mit viel Leidenschaft übersetzen sie den Menschen die Sprache der Pferde und vermitteln ihr Wissen anschaulich an vielen spannenden Praxisbeispielen. Immer im Fokus haben sie dabei den fairen und wohlwollenden Umgang mit diesen faszinierenden Tieren. Verständlich und mit viel Spaß geben sie ihr Wissen an interessierte Pferdemenschen, aus jeder Sparte der Reiterei, weiter.

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