Früher Spielervermittler, heute Athletenmanager

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Traumberuf Spielervermittler – wer diesen Wunsch hegt, absolvierte bisher die Lizenzprüfung zum Spielervermittler beim DFB. Grundvoraussetzung hierfür war bislang die Reproduktion gelernter Statuten und Regularien. Seit dem 1. April 2015 ist aber eine Änderung des derzeitigen Systems durch den Fußball-Weltverband FIFA in Kraft getreten. Seitdem bietet der DFB keine Lizenzierungsprüfung mehr an.

Wie wird man jetzt zum Spielervermittler? Welches Wissen und welche Qualifikationen werden dafür benötigt? Reicht es einfach weiterhin aus, die Statuten und Regularien von DFB und FIFA auswendig zu lernen? Im Blogbeitrag Spielerberater – ein Job mit Zukunft wird der bisherige Prozess dazu beschrieben.

Der Wandel vom Spielervermittler zum Athletenmanager

Was ist ein Spielervermittler genau? Und warum wandelt sich dieser zum Athletenmanager? Hierzu möchte ich eine Definition der Aufgaben vornehmen. Es geht nicht nur um die Vermittlung selbst, sondern um die Betreuung eines Spielers. Also um die ganzheitliche Arbeit mit einem Athleten im Leistungssport.

Damit der Athlet optimale Leistungen abrufen kann, braucht er mehr als nur einen Spielervermittler.
Damit der Athlet optimale Leistungen abrufen kann, braucht er mehr als nur einen Spielervermittler.

Aus dem Alt-Griechischen bzw. auch dem Lateinischen abgeleitet, ist unter einem Athleten ein Wettkämpfer zu verstehen. Das Bild des modernen Athleten geht aber vermehrt weg vom reinen Wettkämpfer in Richtung des Sportlers als Marke. Ein Athlet im heutigen Sportsystem ist nicht nur der Sportler, der eine Höchstleistung erbringen will, sondern vielmehr ein sehr komplexes Gebilde aus Leistungsanspruch, Bekanntheit in der Bevölkerung und Wirtschaftskraft. Durch die Kommerzialisierung des Sports ist jeder Athlet auch mit Aufgaben, Herausforderungen und Ansprüchen konfrontiert, die mit dem eigentlichen Leistungssport nicht direkt in Verbindung stehen. Um dennoch sportliche Höchstleistungen erbringen zu können, sind Athleten immer mehr auf einen kompetenten Manager angewiesen. Der Athletenmanager ist dabei viel mehr, als nur derjenige, der Verträge abschließt oder Verhandlungen führt. Der Athletenmanager ist im Idealfall der, der den Athleten in allen Belangen unterstützt, die nicht direkt den sportlichen Erfolg beeinflussen. Jeder Spielervermittler oder Spielerberater ist oder sollte sich demnach als Athletenmanager verstehen!

Was ist ein Athletenmanager und was sollte er können?

Letztlich ist jeder ein Athletenmanager, der im Umfeld eines Athleten Einfluss hat. Dies sind also nicht nur der Spielervermittler oder –berater oder der Laufbahnberater am Olympiastützpunkt. Dies können auch der Leiter eines Nachwuchsleistungszentrums in der Fußball-Bundesliga, der Sportdirektor in einem Verein, ggf. aber auch Geschwister, Eltern, Freunde oder ähnliche Personen im Umfeld eines Leistungssportlers sein. Eins sollte sie aber alle einen: Sie nehmen direkten Einfluss auf die Karriere des Sportlers. Die Abschaffung der DFB-Lizenz, die bisher zur Ausführung der Tätigkeit als Spielervermittler ausgereicht hat, bietet die Chance, der Komplexität des Athletenmanagements gerecht zu werden. Dabei sind aus meiner Sicht vier Säulen besonders wichtig:

1Betriebswirtschaftslehre

Ein betriebswirtschaftliches Grundverständnis ist besonders wichtig, um den Athleten als Wirtschaftssubjekt im Markt zu erkennen und zu fördern. Sei es bei der Gestaltung von Verträgen, einer möglichen Existenzgründung während oder nach der Karriere oder bei der Verwaltung von Finanzen.

2Psychologie

Um den Sportler aber auch als „Mensch“ zu verstehen und seine Bedürfnisse, Sorgen, Ängste, Hoffnungen, Leistungsdruck und Erfolgsabhängigkeit zu verstehen, ist es für den Athletenmanager auch unabdinglich, ein psychologisches Verständnis zu besitzen. Wie funktioniert mein Athlet? Wie muss ich meinen Athleten „anpacken“? Welche emotionalen Situationen durchlebt mein Athlet im Laufe einer Saison, einer Trainingswoche oder eines Wettkampfs? Entsprechendes Hintergrundwissen ist für Athletenmanager elementar, um dem Athleten als Ganzes zu begreifen und ihm so den Rücken freihalten zu können.

3Vermarktung

Die Vermarktung von Athleten hat insbesondere durch die digitalen Medien an Komplexität gewonnen. Die neuen Kommunikationsplattformen und sozialen Netzwerke stellen dabei nicht nur an die Athleten selbst hohe Herausforderungen, sondern auch an deren Manager. Auf der anderen Seite bieten die direkten Wege der Personenvermarktung auch große Chancen. Entsprechend wichtig ist hier ein Verständnis der Funktionsweisen und das dazu gehörige Fachwissen.

4Recht

Ein Athletenmanager ist auch in die rechtliche Betreuung des Athleten eingebunden, selbst wenn der Athlet auch einen Juristen an seiner Seite hat. In Vertragsverhandlungen oder auch in rechtlich schwierigen Situationen (z.B. wenn ein Verein den Spieler freistellen möchte oder es ggf. um Medienrechte geht) ist der Athletenmanager eine wichtige Stütze des Athleten. Im Fußball sind Transfersysteme und transferrechtliche Grundkenntnisse darüber hinaus natürlich unabdinglich, wenn man als Spielervermittler tätig sein möchte.

Das Gesamtpaket macht den Athletenmanager zu einer wichtigen Stütze für den Athleten. Er sorgt durch seine Arbeit im Hintergrund dafür, dass der Sportler sich auf seine sportlichen Ziele und sportlichen Leistungen konzentrieren kann – und der Sportler sich als Marke etablieren kann. Nicht erst durch die Aussetzung der DFB-Lizenz wird der Spielervermittler damit mehr und mehr zum Athletenmanager!


Mit der Weiterbildung zum Athletenmanager können sich zukünftige Spielervermittler, Berater und Funktionäre umfassend qualifizieren. Die Weiterbildung startet jeweils im Februar und August.

Bernd Baumbach studierte Betriebswirtschaftslehre und sammelte erste Berufserfahrung beim Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach in den Bereichen Marketing und Sportmanagement. Danach war er mehrere Jahre im Bereich Recruiting und Personal für eine Unternehmensberatung in der Sportbranche tätig. Er absolvierte zudem ein Sportmanagement-Fernstudium. Am IST-Studieninstitut ist er für die Interessenten- und Studentenberatung zuständig.

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