Wissenschaftlich Zitieren – so geht es richtig

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Wissenschaftliche Arbeiten gewinnen besonders dann an Qualität, wenn sie eine ausgewogene Mischung aus eigenem Gedankengut des Autors und Zitaten beziehungsweise Ausarbeitungen anderer Autoren bereithalten. Ganz gleich, ob es sich dabei um direktes oder indirektes Zitieren handelt – beim wissenschaftlichen Zitieren sind einige Dinge zu beachten.

Wissenschaftliches Zitieren will gelernt sein.
Richtiges wissenschaftliches Zitieren will gelernt sein.

Grundsätzlich ist festzuhalten: Beim Erfassen jeder wissenschaftlichen Arbeit ist ein korrektes Zitieren unabdingbar. Dabei gilt es, fremdes Gedankengut deutlich zu kennzeichnen und sich auf eindeutige Quellenangaben zu stützen. Sobald also ein Wort, mehrere Wörter, Teilsätze, ganze Satzstrukturen oder aber ganze Textpassagen wiedergegeben werden, handelt es sich um ein Zitat.

Sofern es sich nicht um selbsterklärende Begriffe oder eigene Überlegungen handelt, die logisch begründbar sind, muss in einer wissenschaftlichen Arbeit alles weitere mit Quellen belegt werden (vgl. Kornmeier 2012, S. 278).

Beruht das Geschriebene nicht auf eigenen Gedanken, Ergebnissen, Interpretationen oder Positionen, müssen diese Stellen entsprechend gekennzeichnet werden. Dabei ist es unerheblich, ob das Übernommene sinngemäß, also indirekt, oder im Wortlauft unverändert – wörtlich, direkt – zitiert wird. Zitiert werden also nicht nur wörtliche Wiedergaben, sondern jegliches fremdes Gedankengut. Unterschieden werden beim Zitieren demnach grundsätzlich zwei Techniken: Das direkte und das indirekte Zitat.

Direktes Zitieren

Von einem eigenwörtlichen – also direkten – Zitat ist die Rede, wenn fremde Ausführungen dritter Personen unverändert – das heißt buchstaben- und zeichengetreu – in die eigene wissenschaftliche Arbeit übernommen werden. Dabei dürfen weder Wortlaut noch Rechtsschreibung oder Interpunktion verändert werden. Das direkte Zitat wird zwischen Anführungszeichen gesetzt und die Quelle unmittelbar mit dem Nachnamen des zitierten Verfassers angegeben (vgl. Theisen 2013, S. 169).

Ein Beispiel: Hervorzuheben ist ebenfalls, „dass man zwischen direkten und indirekten Zitaten konsequent und eindeutig unterscheidet“ (Kornmeier 2012, S. 279).

Beachten Sie, dass im wörtlichen Zitieren eigens vorgenommene Änderungen – wie Ergänzungen, Hervorhebungen oder Auslassungen/Ellipsen – zwingend durch eckige Klammern zu kennzeichnen sind.

  • Eigene Ergänzungen (Interpolationen) werden mit dem Hinweis [xxx; Anmerk. des Verf.] kenntlich gemacht.
  • Im Originaltext gekennzeichnete Hervorhebungen wie Fettdruck, Kursivschrift oder Unterstreichungen sollten stets übernommen werden. Andernfalls sind sie durch einen Hinweis in eckigen Klammern zu kennzeichnen: [Herv. im Original]. Eigene Hervorhebungen müssen als Zusatz im Zitat markiert werden.
  • Bei Auslassungen in wörtlichen Zitaten wird zwischen einem ausgelassenen Wort ([.]) und mehr als einem ausgelassenen Wort ([…]) unterschieden.
  • Auch ein Zitat im Zitat selbst muss entsprechend gekennzeichnet werden. Dabei wird dieses in einfache Apostrophe gesetzt und ebenfalls die weitere zitierte Quelle angegeben.
  • Grammatikalische Abwandlungen, die sich aus der eigenen Syntax ergeben und daher im direkten Zitat vorgenommen werden müssen, sind ebenfalls in eckige Klammern zu setzen.
  • Unzulässig sind weitere Änderungen, die die Zeichensetzung, veraltete Schreibweisen oder Rechtsschreibreformen betreffen (vgl. Kornmeier 2012, S. 281).
  • Originaltreue sollte beim Zitieren beibehalten werden. Neben dem Originaltext sind auch etwaige Fehler bezüglich Zeichensetzung oder Rechtsschreibung zu übernehmen. Mit dem Hinweis [sic!] (= lat. für „so“) weist der Verfasser auf den Fehler im Ursprungstext hin.

Indirektes Zitieren

In Abgrenzung zum direkten Zitat werden die Übernahme jeglicher Gedanken beziehungsweise Ausführungen Anderer sowie Anlehnungen an andere Verfasser als sinngemäßes (indirektes) Zitat (Paraphrase) bezeichnet. Dabei geht es weniger um das Umformulieren dieses fremden Gedankengutes, sondern vielmehr um das selbstständige Verfassen wissenschaftlicher Texte in eigenen Worten. Bei Nutzung indirekter Zitate ist ebenfalls jegliches fremdes Gedankengut durch Quellenangaben kenntlich zu machen. Im Gegensatz zu direkten Zitaten werden indirekte Zitaten nicht in Anführungsstriche gesetzt, sondern mit dem Vermerk „vgl.“ (=vergleiche) oder „s.“ (=siehe) gekennzeichnet. Ebenfalls ist stets die Seitenzahl mit anzugeben. Die Abkürzung „vgl.“ steht dafür, dass der Inhalt sinngemäß, jedoch in eigenen Worten dargelegt wird (vgl. Haselhorst 2013, S. 51).

Sofern sich namentlich auf den Autor bezogen – mit einem einleitenden Satz der Autor also direkt zu erkennen gegeben wird –, so ist der Quellennachweis unmittelbar im Anschluss an den Namen zu positionieren; von dem Vermerk „vgl.“ kann dann gänzlich abgesehen werden. In diesem Fall genügen in Klammern das Erscheinungsjahr und die Seite/n des Quellenverweises (vgl. Kornmeier 2012, S. 282).

Unabhängig von der Länge des indirekten Zitates muss für den Leser der Umfang dessen klar erkennbar sein. So sind Beginn und Ende eines Satzes oder gesamten Abschnittes zu kennzeichnen und eindeutig vom vorherigen beziehungsweise nächsten zu trennen.

Bei Autorengemeinschaften, also bei mehr als zwei Verfassern (zum Beispiel Meyer/Müller/Schmitz), kann bei der Namensnennung im Text – gegensätzlich zum Literaturverzeichnis! – mit dem Hinweis „u.a.“ (und andere) bzw. „et al.“ (et alii) auf die übrigen Verfasser verzichtet werden; das heißt es muss sich dann zwingend auf den ersten Autor bezogen werden.

Wird sich in einem Passus auf mehr als auf einen Verfasser bezogen, werden diese chronologisch – beginnend mit der ältesten Literaturstelle – aufeinanderfolgend benannt. Sofern auf gegensätzliche Darstellungen unterschiedlicher Autoren aufmerksam gemacht werden soll, werden diese mit Hinweisen wie „exemplarisch“, „ebenso“, „dazu auch“ kenntlich gemacht (vgl. Theisen 2013, S. 176). Ein Beispiel: Umschreibung (vgl. Meyer/Müller/Schmitz, 2014, S. 15f.; dazu auch Schneider, S. 361ff).

Wird sich in der Folgequelle auf denselben Autor bezogen, muss dieser nicht erneut einzeln aufgeführt werden. Anstelle der Quellenangabe ist die Abkürzung „ebd.“ (ebendiese/r) zu nutzen. Diese Regelung gilt jedoch nur, sofern sich die unmittelbar nächste Quelle auf denselben Autor bezieht.

Möchte der Verfasser darauf aufmerksam machen, dass sich eine Quellenangabe nicht lediglich auf eine Seite, sondern auf die Folgeseite(n) bezieht, werden die Stellen mit dem Hinweis „f.“ (folgende) oder „ff.“ (fortfolgende) gekennzeichnet.

Zitierstile

In der Literatur wird zwischen dem Harvard-Zitierstil (bzw. amerikanischen Zitierstil / Kurzbeleg) sowie dem deutschen Zitierstil (per Fußnote) unterschieden.

Bei der international gebräuchlichen Harvard-Zitation wird die Quellenangabe als Kurztitel im Fließtext direkt hinter der zu zitierenden Stelle übernommen (Name des Urhebers, Titel der Quelle, Jahr der Veröffentlichung, Seitenangabe (falls vorhanden)). Die Zitate per Fußnotentechnik erfolgen im Fließtext durch hochgestellte, durchlaufende Ziffern. Der Quellenverweis wird in den Fußnoten wie bei der Harvard-Zitation übernommen. Sofern nötig, werden Fußnoten neben dem Gebrauch der Quellenangabe für weiterführende Erläuterungen genutzt.

Unbedingt sollte sich der Verfasser einer wissenschaftlichen Arbeit im Vorfeld für eine Zitierweise entscheiden; eine Mischform beider Zitierformen sollte zwingend vermieden werden! Der Harvard-Stil wird für wissenschaftliches Arbeiten dringend empfohlen.

Drei Tipps zum richtigen Zitieren

Selbstverständlich müssen beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit eine Menge an Formalien beachtet werden. Drei Tipps:

  • Verfälschen der Ursprungsaussage: Verfasser wissenschaftlicher Arbeiten neigen dazu, Ursprungsaussagen zu verfälschen. Kontrollieren Sie nach jedem Zitat also nochmals die Ursprungsbotschaft des Autors, ob sie mit Ihrer Aussage inhaltlich übereinstimmt und nicht aus dem Zusammenhang „gerissen“ wird.
  • Nutzung von Zitaten: Führen Sie (direkte) Zitate nicht nur auf, sondern kommentieren, beleuchten Sie sie und ziehen Schlussfolgerungen. Nutzen Sie Zitate also nur dann, wenn Sie Ihre eigenen Überlegungen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen stützen wollen. Grundsätzlich sollten Zitate sparsam und funktional angewandt werden.
  • Verfälschen des eigenen Schreibstils: Denken Sie daran, Zitate in Ihren Fließtext so einzubauen, dass Ihr eigener Schreibstil nicht abgewandelt wird. Die wissenschaftliche Arbeit sollte selbstständig verfasst sein, sodass bei der Verwendung von Zitaten keine Abweichungen zum eigenen Text erkennbar sind.

Fazit

Unabhängig, welche Zitierform und welcher Zitierstil vom Verfasser genutzt wird: In allen Fällen ist fremdes Gedankengut so genau wie möglich zu kennzeichnen. Ist dies nicht der Fall und wird nachweislich ersichtlich, dass es sich bei Textpassagen nicht um eigene Darstellungen handelt, besteht der Verdacht auf ein Plagiat.


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Helene Wolf absolvierte eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau und anschließend ein Masterstudium im Bereich International Management. Während des Studiums verbrachte sie Auslandssemester in Buenos Aires und Sevilla. Zudem sammelte sie weitere Erfahrungen im Veranstaltungs- und Weiterbildungsbereich. An der IST-Hochschule war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich General Management tätig und ist Ansprechpartnerin für Anrechnungsmöglichkeiten.

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