Influencer-Marketing und Social-Media im Tourismus

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Teil 2: Interview mit Hotel- und Spa-Consultant Catrin Stoppa

Im ersten Teil unseres Beitrags haben wir beleuchtet, wie Social Media und Influencer-Marketing die Tourismusbranche verändern – insbesondere mit Blick auf die wachsende Bedeutung authentischer Inhalte, digitaler Gästereisen und gezielter Zielgruppenansprache. Für den zweiten Teil haben wir mit Catrin Stoppa gesprochen, die über 25 Jahre Erfahrung im Tourismus- und Wellnessbereich mitbringt. Als Beraterin, Dozentin, Auditorin und Social-Media-Managerin kennt sie die Branche aus zahlreichen Perspektiven – von der Produktentwicklung bis zur digitalen Markeninszenierung.

Vom Konzern zur Selbstständigkeit: Ein Weg mit Weitblick

Catrin Stoppa begann ihre Karriere in der klassischen Reiseveranstaltung, wo sie z.B. bei Thomas Cook für die Wellness Kataloge verantwortlich war. Schon früh erkannte sie dort das Potenzial digitaler Medien und arbeitete eng mit dem Social-Media-Team zusammen, um Wellnessreisen gezielter zu vermarkten. Der Weg in die Selbstständigkeit war für sie eine logische Konsequenz aus strukturellen Konzernveränderungen und dem Wunsch nach mehr Flexibilität. Heute begleitet sie Hotels, Destinationen und Spas ganzheitlich auf dem Weg zur Strategieoptimierung,– mit besonderem Augenmerk auf die Guest Journey.

„Häufig wird der Spa-Bereich in Hotels isoliert betrachtet“, erklärt Stoppa. „Aber der Erfolg beginnt viel früher – bei der Integration des Spa Konzeptes auf der Website, dem Social Media Auftritt und auch den ersten Kontaktpunkten mit dem Gast vor Ort im Hotel.“

Storytelling, Sichtbarkeit und Zielgruppengenauigkeit

Eine der größten Veränderungen im Marketing von Wellness-Destinationen & Einrichtungen sieht Stoppa in der Flexibilität und Präzision digitaler Kanäle. „So ermöglicht Social-Media die zielgenaue Ansprache besonderer Nischen-Angebote wie Retreats oder Themenwochen – das wäre in klassischen Katalogen so nie möglich gewesen. Ziel ist es durch die richtigen Bilder und Geschichten auf das eigene Angebot aufmerksam zu machen.“

Dabei ist nicht nur die Sichtbarkeit entscheidend, sondern auch die Passung zwischen Marke und Influencer. Stoppa rät Hoteliers zu einer sorgfältigen Selektion von Kooperationspartnern und klaren Briefings, die den Rahmen vorgeben, die Kreativität und Individualität jedoch nicht einschränken. Wenn die Expertise im Team fehlt, sei die Zusammenarbeit mit Expert*innen für erfolgreiche Kampagnen empfohlen. Besonders erfolgreich seien langfristige Kooperationen, bei denen Influencer zu Markenbotschaftern werden können. Kleinere Kampagnen, z. B. für spezielle Spa-Themen, könnten ebenfalls Wirkung zeigen – wenn sie gut vorbereitet sind.

Catrin Stoppa

Social Media als Bestandteil der Guest Journey

Stoppa betont, dass Social Media in allen Phasen der Gästereise eine Rolle spielt: von der Inspiration auf den eigenen Kanälen z.B. auf Instagram bis zur Kommunikation vor Ort und nach dem Aufenthalt. Auch werden Gäste heute stärker als früher zu Mitgestaltenden – als Nano- oder Micro-Influencer, die ihre Erlebnisse teilen und weiterverbreiten – ist das Hotel instagramable – bekommt es in der Regel mehr User Generated Content. Um Enttäuschungen zu vermeiden sei es wichtig, dass Destinationen und Betriebe dem digitalen Eindruck auch vor Ort gerecht werden = Authentiziät im Blick halten.   

Auch Nachhaltigkeit spielt zunehmend eine Rolle. Als Auditorin für das GreenSign Institut beobachtet Stoppa, wie manche Betriebe versuchen, punktuell nachhaltiger zu agieren, um über diese Maßnahmen berichten zu können. Doch die Kommunikation müsse dabei glaubwürdig bleiben und das Ziel sollte dabei eine verantwortungsvolle ganzheitliche Strategie sein. „Tue Gutes und rede darüber – aber tue es nicht nur um darüber zu reden“, bringt sie es auf den Punkt. Kleine Inspirationen auf Social Media – etwa zur umweltfreundlichen Anreise oder zum Wasserverbrauch vor Ort – könnten hier helfen, Gäste mit einzubeziehen.

Was Hotels jetzt tun sollten – und was sie lieber vermeiden

Für Betriebe, die beim Thema Social-Media- und Influencer-Marketing noch zögern, hat Stoppa klare Ratschläge:

  • Sei „instagramable“ – mit Wiedererkennungswert wie einem Logo auf Gläsern, Bademantel oder Liegen und fotogenem Interieur/Design
  • Nutze den entstandenen Content (Gäste, Influencer, …) richtig und interagiere
  • Nutze Synergien: Liken, teilen und kommentieren mit Partnern z.B. innerhalb der Destination forcieren
  • Lass dich coachen, wenn dir Erfahrung fehlt
  • Integriere Dein Team bei der Content-Erstellung
  • Analysiere regelmäßig deine Zahlen

Genauso deutlich benennt sie häufige Fehler:

  • Influencer-Content wird nicht weiterverwendet
  • Es wird nur auf einen Kanal gesetzt oder auf zu viele
  • Die Zielgruppe wird auf der falschen Plattform gesucht
  • Zu großer Fokus auf Followerzahlen bei der Auswahl

Ausblick: Was kommt als Nächstes?

Für die kommenden Jahre sieht Stoppa in der Personalisierung der Gästereise, der Kooperation mit authentischen Influencern und der ganzheitlichen Nachhaltigkeit die zentralen Themen im Wellness- und Tourismussektor. Dabei wird Social Media noch stärker als bisher zum Steuerungsinstrument – sowohl für den Vertrieb als auch für das Markenerlebnis. Achte weiter auf authentische Inhalte und echte Geschichten (Behind the scenes, Einblicke in den Spa- und Hotelalltag), in Zeiten von KI suchen die Menschen noch mehr nach einem Gegenpol zu perfektem, aber oft künstlich wirkendem Content. KI kann und sollte selbstverständlich ergänzend genutzt werden, jedoch nicht ersetzend.

Catrin Stoppa (links) und Tanja Klindworth (rechts)

Fazit:

Das Gespräch mit Catrin Stoppa zeigt: Social Media und Influencer-Marketing sind aus dem modernen Tourismus nicht mehr wegzudenken. Doch nur wer diese Werkzeuge strategisch und authentisch einsetzt – und die gesamte Guest Journey im Blick behält – wird in der digitalen Landschaft erfolgreich sein. Catrin Stoppa und die Bloggerin Tanja Klindworth bieten auch gemeinsame Social Media Workshops für Unternehmen an und begleiten Bloggerkampagnen, um ein authentisches, aber professionelles Ergebnis zu gewährleisten. Interessierte können sich das Angebot der beiden Profis HIER anschauen.

Eva Heß hat an der Bergischen Universität in Wuppertal Germanistik mit dem Schwerpunkt „Sprachwissenschaft des Deutschen“ studiert. Nach dem Studium arbeitete sie 15 Jahre als Copywriterin in verschiedenen internationalen Werbeagenturen. Seit 2024 ist sie am IST in der Marketing- und Presseabteilung für den Fachbereich „Tourismus & Hospitality“ verantwortlich.

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