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30.01.2024

Sebastian Jacob und Julian Günther-Schmidt
Sebastian Jacob und Julian Günther-Schmidt

Zwischen den Vorlesungen die Bayern schlagen

Der 1. FC Saarbrücken ist das Überraschungsteam im DFB-Pokal. Der Drittligist warf Bayern München und Eintracht Frankfurt aus dem Wettbewerb. Die Stürmer Julian Günther-Schmidt und Sebastian Jacob sprechen über diese Erfolge, über die Chancen, im Viertelfinale den nächsten Bundesligisten zu besiegen – und über ihr Studium an der IST-Hochschule. Und welchen Einfluss ein Studienabschluss bei Verletzungen haben kann.

IST: Herr Günther-Schmidt, Herr Jacob, für den 1. FC Saarbrücken läuft es im DFB-Pokal sensationell gut. Überraschend wurden sowohl die Bayern als auch Frankfurt besiegt. Können Sie erklären, warum Sie als Drittligist direkt zwei in Europa startende Spitzenteams schlagen konnten?

Julian Günther-Schmidt: Wirklich realisierbar war es für uns direkt nach den Spielen nicht. Erst mit ein paar Wochen Abstand betrachtet wird einem bewusst, was man in den zwei Spielen erreicht hat.

Sebastian Jacob: Ich glaube, die Gründe sind vielseitig – und doch kann man es eigentlich nie wirklich rational erklären. Einerseits haben wir den Heimvorteil, der mit unseren Fans im Rücken und der elektrisierenden Stimmung im Stadion nicht zu verkennen ist. Zudem haben wir natürlich auch gute Fußballer in unseren Reihen, die in solchen Spielen auch zeigen wollen, was sie können. Dementsprechend ist man motiviert bis in die Haarspitzen und beim Gegner ist oftmals eher das Gegenteil der Fall. Da bedeutet so ein Pokalspiel eher Pflichtaufgabe und man gibt die entscheidenden Prozente weniger.

Demnach ist es also fast besser gegen höherklassige Teams zu spielen…

Jacob: (lacht)
Vielleicht. Wir kennen das aber auch aus unseren Landespokalspielen, wenn man gegen unterklassige Gegner spielt. Auch da gilt es, hochkonzentriert und mit hundert Prozent bei der Sache zu sein. Manchmal ist das jedoch leichter gesagt als getan.

Wie wichtig ist der oft zitierte Teamgeist?

Jacob:
Sehr wichtig! Wir haben seit Jahren eine gute Teamchemie. Egal, wer kam oder ging – wir haben es immer hinbekommen, eine Truppe zu formen, die sich gut untereinander versteht. Jeder ist bereit, für den anderen zu arbeiten und zu kämpfen, insbesondere bei diesen Highlight-Spielen. So ist es dann auch mal möglich, für 90 Minuten über sich hinauszuwachsen und sogar gegen Mannschaften wie Bayern oder Frankfurt zu gewinnen. Höchstwahrscheinlich gewinnen wir trotzdem gegen solche Kaliber aber auch nur eins von hundert Spielen.

Günther-Schmidt: Ich denke auch, dass einer der Hauptgründe für den bisherigen Erfolg im DFB-Pokal unsere mannschaftliche Geschlossenheit ist. Wir sind eine charakterlich enorm starke Truppe, in der jeder immer alles in die Waagschale wirft, egal wie vermeintlich übergroß der Gegner auch sein mag. In solchen Spielen versuchen alle, sich gegenseitig ans Limit zu pushen und ordnen alles dem Erfolg der Mannschaft und des Vereins unter. Aber natürlich braucht man dann auch das nötige Spielglück und den nahezu perfekten Tag, um diese Spiele zu gewinnen.

Welche Rolle spielen die Fans?

Günther-Schmidt:
Eine große! Unsere Heimspiele unter Flutlicht sind etwas besonders. Saarbrücken ist eine unfassbar fußballbegeistertet Stadt, die Fans und die Atmosphäre an den DFB-Pokal-Abenden sind sehr besonders. Das Stadion und die Zuschauer schaffen eine unglaubliche Atmosphäre, die dich als Spieler nochmals extra pusht. Und ich denke, das hat sich mit Sicherheit auch bei unseren Gegnern bemerkbar gemacht.

Jetzt wartet im Viertelfinale mit Borussia Mönchengladbach der nächste Bundesligist. Geht die Mannschaft nach den Partien zuvor siegessicherer in so ein Spiel?  

Jacob:
Natürlich hat man wieder die Hoffnung einen Bundesligisten aus dem Pokal zu werfen, aber auch hier muss wieder alles perfekt laufen, um nur den Hauch einer Chance zu haben. Der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge – und genau darauf hoffen wir logischerweise. Gerade wenn man die Bayern rausgeworfen hat, merkt man, dass nichts unmöglich ist.

Günther-Schmidt: Wir sind erneut klarer Außenseiter und daran ändern auch die Erfolge in den Runden zuvor nichts. An einem normalen Tag wird sich Gladbach wahrscheinlich durchsetzen. Aber natürlich hat man in den Spielen zuvor gesehen, dass jeder schlagbar ist, und unser Ziel wird es sein, Gladbach vor Herausforderungen zu stellen und so auch eine kleine Chance zu bekommen, um tatsächlich ins Halbfinale einzuziehen. Dafür muss erneut alles zusammenkommen und wir brauchen wieder den perfekten Tag. Aber weshalb sollte uns das nicht erneut gelingen?

Gibt es Unterschiede zwischen Liga-Spielen und den DFB-Pokalbegegnungen? Vielleicht doch noch mal eine andere Motivation, eine andere Stimmung in der Mannschaft, im Verein, bei den Fans?

Jacob: Das ist definitiv der Fall. DFB-Pokalspiele sind in unseren Dimensionen rar gesät, das bedeutet immer Ausnahmezustand im Stadion, in der Stadt und auch in der Bevölkerung. Deswegen würde ich lügen, wenn ich sage, es macht für uns Spieler keinen Unterschied. Jeder Einzelne freut sich riesig auf diese Highlights, allerdings muss natürlich auch klar sein, dass unser Tagesgeschäft die Liga ist und wir auch dort tunlichst Punkte sammeln sollten, um unsere Ziele zu erreichen. In Pokalspielen sind wir immer der Underdog, in der Liga öfter der vermeintliche Favorit. Entsprechend ändert sich unsere Spielweise und auch die Spielweise der Gegner.

Günther-Schmidt: Der DFB-Pokal ist eine Zugabe. Die Liga ist der Alltag und hat den deutlich höheren Stellenwert. Doch trotzdem freut man sich besonders auf die Pokalabende und die Flutlichtatmosphäre, denn das ist einfach nicht alltäglich. Die Stimmung ist unglaublich und unsere Fans verwandeln den Ludwigspark in eine blau-schwarze Festung. Ich denke, an diesen Abenden ist jeder, der im Stadion ist, besonders elektrisiert und fiebert besonders mit. Es ist schwer das in Worte zu fassen, man muss es schon selbst miterleben. Gerade weil es nicht alltäglich ist, macht es schon einen Unterschied.

Auch noch nicht alltäglich ist es, dass ein Fußballprofi neben der Karriere studiert. Herr Günther-Schmidt, Sie belegen zurzeit den Bachelor-Studiengang „Sportbusiness Management“ an der IST-Hochschule. Herr Jacob hat genau diesen schon erfolgreich abgeschlossen und setzt gerade den Master „Kommunikationsmanagement“ obendrauf, ebenfalls an der IST-Hochschule. Warum haben Sie sich für das Studium entschieden?

Jacob:
Durch den Bezug zum Profifußball lag es für mich auf der Hand, dem, was mich seit meinen Kindheitstagen interessiert, auch im Hinblick auf ein Studium nachzugehen. Mich hat dabei insbesondere auch die wirtschaftliche Verflechtung zusätzlich zum Sportlichen gereizt. Ich fand es sehr erstrebenswert, Know-how in der Sportbranche zu erwerben und zudem auch allgemeine Managementfähigkeiten zu erlangen, die mich im späteren Leben auch unabhängig vom Fußball weiterbringen würden.

Günther-Schmidt: Profifußball ist ein schnelllebiges Geschäft und man kann leider nicht ewig spielen. Daher ist es sinnvoll, sich schon währenddessen weiterzubilden. Mit ungefähr Mitte 30 wird man in der Regel seine aktive Zeit beenden müssen. Danach ist man trotzdem noch relativ jung und es beginnt ein neuer Abschnitt. Mit einem abgeschlossenen Studium fällt einem der Einstieg in die Zeit nach dem Fußball deutlich leichter.

Wie bekommt man denn Studium und Leistungssport unter einen Hut?  

Jacob: Mir war es durch meine Tätigkeit als Profifußballer eminent wichtig, mit meinem Studium möglichst flexibel zu sein. Durch Trainingseinheiten, Spiele, Auswärtsfahrten und sonstige berufliche Termine war ich zeitlich immer gebunden, sodass ein Präsenzstudium für mich nicht infrage kam. Das Studium an der IST-Hochschule wird als Fernstudium angeboten, was für mich perfekt ist. Der Aufbau des Studiums und die Vermittlung der Lerninhalte ermöglichen es, flexibel auch neben dem Job ein Studium zu absolvieren. Natürlich erfordert gerade ein Fernstudium sehr viel Disziplin und intrinsische Motivation. Zugegebenermaßen ist die auch bei mir zwischendurch mal mehr und mal weniger da gewesen… aber nun ein abgeschlossenes Studium in der Tasche zu haben, gibt ein sehr positives Gefühl.  

Günther-Schmidt: Die Möglichkeit eines Fernstudiums war auch für mich ausschlaggebend. Im Fußball gibt es durch Vereinswechsel öfter eine örtliche Veränderung. Dadurch ist es deutlich schwerer bis nahezu ausgeschlossen, ein normales Studium durchzuführen. Durch das Fernstudium kann ich meine beruflichen Entscheidungen frei treffen, ohne an einen Ort gebunden zu sein. Man kann sich die Inhalte jederzeit online abrufen und sich das Studium somit selbst perfekt einteilen. Bei Fragen oder Problemen wird einem zudem schnell und gut weitergeholfen. Ich kann das Studium absolut weiterempfehlen.

Ist das Studium schon mal Gesprächsthema innerhalb der Mannschaft?

Günther-Schmidt:
Ja, das Studium ist schon ein präsentes Thema bei uns in der Mannschaft. Man tauscht sich zum Beispiel auf längeren Auswärtsfahrten oder auch im Trainingslager über Inhalte und Klausuren aus.  

Jacob:
Ich habe in der Vergangenheit einige Mitspieler gehabt, die ebenfalls studiert haben. Zum Großteil war dies auch an der IST. Dementsprechend hat man natürlich auch über Inhalte gesprochen, ist zusammen zu Klausuren gefahren oder hat auch mal gemeinsam eine Projektarbeit absolviert.

Herr Jacob, Sie haben innerhalb eines Jahres zwei Kreuzbandrisse erlitten. Auch, wenn Sie sich bereits davor für Ihr Fernstudium entschieden haben: Wird einem bei solchen Verletzungen noch mal bewusster, wie wichtig es ist, sich auf die Zeit nach der aktiven Karriere vorzubereiten?

Jacob:
Auf jeden Fall. Als Fußballer muss man sich immer bewusst sein, dass es von heute auf morgen vorbei sein kann. Deshalb kann ich jedem Spieler nur raten, sich frühzeitig weiterzubilden und sich auch Gedanken über das Leben nach dem Fußball zu machen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die IST-Hochschule optimale Rahmenbedingungen für Profifußballer bietet. Ich kann mein Studium dort genau dann durchziehen, wenn es mir passt.

Sie haben sich nach dem ersten Kreuzbandriss zurückgekämpft, waren motiviert, wieder anzugreifen und haben dann ein zweites Mal eine solch langwierige Verletzung erlitten: Wie motiviert man sich dann, erneut durch die Reha zu gehen? Kommen dann auch Gedanken auf, die Karriere an den Nagel zu hängen?

Jacob:
Diese Gedanken kommen – glaube ich – unweigerlich. Wichtig ist, dass man mit ihnen umzugehen weiß. Letzten Endes steht die Gesundheit an allererster Stelle und das sollte man sich auch im Hinblick auf das fortgeschrittene Alter ins Bewusstsein rufen. Wenn man jedoch seit x Jahren Fußball spielt, ist es aber auch schwierig, die Schuhe „einfach so“ an den Nagel zu hängen. Dazu kommt selbstverständlich auch, dass man seinen Lebensunterhalt damit bestreitet. Als Resultat davon streben die meisten Spieler eine Rückkehr auf den Platz an.

Ist es in solchen Momenten eventuell sogar hilfreich, einen Abschluss in der Tasche und auch Berufsaussichten abseits des Rasens zu haben?

Jacob:
Ein Abschluss gibt einem gerade in solchen Zeiten ein Gefühl von Sicherheit. Er spiegelt die Unabhängigkeit vom Fußball wider und kann den Druck rausnehmen, was ich im Rahmen der Heilung des Körpers für absolut wichtig erachte. Das kann entscheidend zum Comeback beitragen, da der Kopf auch eine wichtige Rolle im Heilungsprozess spielt.

Wie wichtig ist in solchen Tiefphasen das soziale Umfeld?

Jacob:
Ganz wichtig! Die Familie, Freundin oder Ehefrau und Freunde können einem da viel Kraft und positive Gedanken mit auf den Weg geben, um die Energie für eine lange Rehaphase aufzubringen. Ich habe mir aber beispielsweise auch gesagt, dass ich die Zeit während der Reha intensiv für mein Studium nutzen möchte. Man muss immer auch die positiven Dinge in negativen Zeiten sehen, dann geht man ganz anders mit solchen Situationen um.

Haben Sie schon eine Vorstellung, was Sie nach der sportlichen Karriere mal machen möchten?

Günther-Schmidt: 
Einen konkreten Plan habe ich noch nicht. Aber durch das Studium habe ich einen guten Einblick in die verschiedenen Bereiche rund um die Sportbranche bekommen. Das hilft einem natürlich, um nach der aktiven Zeit den Einstieg in einen für sich passenden Beruf zu bekommen. Der Sport war und ist für mich schon immer das Interessanteste, was es gibt. Daher kann ich mir gut vorstellen, in einem Unternehmen mit direktem oder indirektem Bezug zum Sport zu arbeiten. Dafür hilft mir das Studium natürlich sehr.

Jacob:
Ich kann mir vieles vorstellen und bin mir selbst noch gar nicht sicher, in welche Richtung es final gehen soll. Natürlich bin ich seit Jahren mit dem Fußball so eng verbandelt, dass ich mir eine Zukunft in der Branche gut vorstellen könnte. Gerade das Thema Unternehmenskommunikation – auch von Sportvereinen und -organisationen – finde ich sehr spannend, was auch mit ausschlaggebend war, dass ich mich für den Master „Kommunikationsmanagement“ entschieden habe. Diesen Bereich könnte ich mir für die Zukunft sehr gut vorstellen. Ich bin allerdings auch offen für jegliche Perspektiven, die die freie Wirtschaft bietet. Ganz festlegen möchte ich mich da noch nicht. Meine Studiengänge haben mir denke ich breit gefächerte Möglichkeiten eröffnet, um bestmöglich nach dem Fußball ins „normale“ Berufsleben einsteigen zu können.

Herr Jacob, Herr Günther-Schmidt, vielen Dank für das Gespräch!  


Bild: Foto Schlichter

Das Bild zeigt Sebastian Jacob (links) und Julian Günther-Schmidt (rechts)