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12.12.2013

Neue Studie: Schlüsselqualifikation Bildung in Sportvereinen

Bei einer aktuellen Bildungsstudie vom IST-Studieninstitut und dem Freiburger Kreis wurden Führungs- und Nachwuchskräfte der 165 angeschlossenen Sportvereine in Deutschland befragt. Die Ergebnisse geben eine Bestandsaufnahme der Qualifikationsprofile der im Sport tätigen Führungskräfte und sollen eine Orientierungshilfe für Sportvereine sein, wie sie ihre Personalentwicklung verbessern können.

Drei konkrete Erkenntnisse stachen aus den Ergebnissen der Studie hervor:

  1. Mehr Feedback, Motivation und Struktur für Nachwuchskräfte notwendig
  2. Die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt bei Freiburger Kreis-Vereinen ist vorbildlich
  3. Die Steigerung der Ausgaben in Bildungsangebote als Investition ansehen, auch um auf Angebotsebene dem kommerziellen Sportsektor gezielter entgegentreten zu können

Befragt wurden in erster Linie die Führungskräfte der 165 Vereine des Freiburger Kreises, von denen ein Drittel an der Studie teilgenommen hat. Hinzu kamen fast 50 Befragungen von hauptamtlichen Nachwuchskräften der Vereine. Die Intention der Studie beschreibt Wolfgang Heuckmann, Vorsitzender des Freiburger Kreises, wie folgt: „Im Rahmen der Bildungskooperation zwischen dem IST und dem Freiburger Kreis wurde die Studie entwickelt, um herauszufinden, in welchen Bereichen der Personalentwicklung Hauptamtliche und Auszubildende Stärken und Defizite sehen.“

Konkurrenz aus dem kommerziellen Sport wächst – Vereine gewappnet?

„Eine Fragestellung war“, erläutert Benjamin Willems vom Fachbereich „Sport & Management“ des IST-Studieninstituts und Leiter der Studie, „in wie weit das Personal in den Sportvereinen auf den Konkurrenzkampf mit dem kommerziellen Sportsektor gerüstet ist.“ Denn es sei davon auszugehen, dass die traditionellen Werte eines Sportvereins künftig noch intensiver mit ökonomischen Zielsetzungen in Einklang gebracht werden müssen. „Die kommenden Führungskräfte müssen also nicht nur fundiertes wirtschaftswissenschaftliches Know-how besitzen, sondern im Optimalfall auch Berufserfahrung in der freien Wirtschaft oder im Profit-Sektor des Sports gesammelt haben“, so Willems. Um als Verein erfolgreich am Markt zu bestehen, wird es zukünftig sicher notwendiger, hier auch auf Personal mit wirtschaftswissenschaftlichem Fachwissen zurückgreifen zu können.

Erstqualifikation und Weiterbildung

Was die grundsätzliche Qualifikation der Vereinsentscheider betrifft, ergab die Studie folgende Ergebnisse: 70 % der Führungskräfte besitzen eine akademische Qualifikation und haben einen (Fach-) Hochschulabschluss, nur 50% haben eine Berufsausbildung mit direktem Sportbezug. „Die Sportwissenschaft und artverwandte akademische Disziplinen sind noch sehr jung“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Nowak von der IST-Hochschule für Management, ebenfalls an der Studie beteiligt. „Daher verwundert es nicht, dass die Hälfte der Führungskräfte ohne spezifische Sportbusiness-Ausbildung im Amt ist. Zukünftig wird sicher die Anzahl der Akademiker mit Abschlüssen aus der übergeordneten Disziplin Sportmanagement ansteigen.“

Um mit den Angeboten des kommerziellen Sektors und den wandelnden Interessen der Sportkonsumenten Schritt halten zu können, sind Weiterbildungen immer wichtiger geworden. Die Mehrheit der Befragten gab an, zwischen 100 und 500 Euro jährlich pro Mitarbeiter für Weiterbildungsmaßnahmen auszugeben. Zu wenig? „In jedem Fall dürfen Weiterbildungsausgaben nicht als Kosten, sondern als Investition begriffen werden“, so Benjamin Willems.

Immerhin zwei Drittel der befragten Führungskräfte haben nach ihrer Berufsausbildung Weiterbildungen absolviert. Dabei ist bis auf die Seminare zum DOSB Vereinsmanager kein gemeinschaftlich genutztes Angebot zu erkennen. Die absolvierten Angebote reichen von sportwissenschaftlichen Themengebieten (u.a. Sportökonomie, Sportfachwirt, Sportmanagement) über wirtschaftswissenschaftliche (u.a. Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsfachwirt, Marketing, Personal) und sportpraktische Angebote (u.a. Sportphysiotherapie, Übungsleiter) bis hin zu übergeordneten und artfremden Weiterbildungen (Rechtsökonomie, Internetentwickler, Immobilienmanagement).

Mehr Struktur, Motivation und Feedback für junge Mitarbeiter!

Verbesserungspotenzial gibt es laut der Studienergebnisse beim Umgang mit dem Nachwuchs, denn 20% der Führungskräfte führen nie oder nur alle zwei Jahre Mitarbeitergespräche. Gerade Azubis, die an die Berufs- und Vereinswelt herangeführt werden, sollten regelmäßige Beurteilungsgespräche erhalten. „Vereinsmitarbeiter leisten oft mehr Wochenstunden als vereinbart, sie sollten in regelmäßigen Abständen mit dem Vorgesetzten über Personalfragen sprechen und motiviert sowie gefördert werden“, sagt Prof. Dr. Nowak. Fast die Hälfte aller Auszubildenden beklagen, dass sie zu Beginn ihrer Tätigkeit keinen Ausbildungsplan erhalten haben. Auch wenn fast 90% im täglichen Austausch mit ihrem direkten Vorgesetzten sind, fühlen sich ein Viertel nicht zufriedenstellend vom Vorgesetzten motiviert. Die Befragten wünschen sich mehr Struktur in ihrem Ausbildungsverlauf, Anerkennung, Lob und Hilfestellungen in der alltäglichen Arbeit. Dazu Willems: „Stetiges Feedback und Motivation sowie ein Ausbildungsplan sollten für Azubis ein unabdingbarer Bestandteil der ersten Berufsjahre sein und dienen zugleich der Persönlichkeitsentwicklung.“

Als Ergebnis der Umfrage wurde eine Checkliste mit den wichtigsten Punkten erstellt, die die Personalgewinnung und -entwicklung der Vereine zukünftig optimieren soll.

Wer Interesse an der kompletten Studie hat, kann diese unter sport@ist.de anfordern.