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24.01.2023

Master Prävention, Sporttherapie und Gesundheitsmanagement Sabrina Braunwarth
Master Prävention, Sporttherapie und Gesundheitsmanagement Sabrina Braunwarth

Nachwuchsinnovationspreis des BBGM für Master-Thesis

Zum elften Mal hat der Bundesverband für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BBGM) den Nachwuchsinnovationspreis vergeben. Den zweiten Platz sicherte sich IST-Absolventin Sabrina Braunwarth mit ihrer Masterthesis. Herzlichen Glückwunsch!

Es gab einen Moment im Leben von Sabrina Braunwarth, in dem sie dachte „Das will ich auch!“. Es war die Initialzündung, um sich ganz und gar dem Thema „Gesundheit“ zu widmen.

Eigentlich war der Grundstein dafür schon lange vorher gelegt. Seit der Jugend war Sabrina fitnessbegeistert und gab neben der Schule ihre ersten Indoor-Cycling-Kurse. Diese Leidenschaft führte sie in ein duales Studium der Fitnessökonomie. Bei ihrem damaligen Arbeitgeber, einem gesundheitsorientierten Fitnessstudio hatte sie vornehmlich mit Kund:innen zu tun, die neben den sportlichen vor allem gesundheitliche Aspekte im Blick hatten.

„Hier habe ich eine Klientin kennengelernt, die nach einem schweren Reitunfall eine inkomplette Querschnittslähmung erlitten hatte. Nach einer langen ersten Zeit im Krankenhaus, in der sie im Wachkoma lag, attestierte man ihr, dass sie wohl nicht wieder würde laufen können“, erinnert sich Sabrina. „Mit viel Biss und durch die gemeinsame Arbeit mit ihrem Physiotherapeuten hat sie es geschafft, heute wieder gehen und sogar trainieren zu können. Das hat mich so beeindruckt, dass ich damals dachte: ‚Das will ich auch machen‘.‘‘ 

Aus Leidenschaft wurde Berufung
Gesagt. Getan. Sabrina brachte ihr Studium im Eiltempo zu Ende und begann nahtlos eine Ausbildung zur Physiotherapeutin.

Ihren ersten Praxisanteil im Rahmen der Ausbildung absolvierte Sabrina 2015 bei ihrem heutigen Chef und damaligen Neurologie-Dozenten und erhielt erste Einblicke in die Arbeit mit neurologischen und psychiatrischen Patienten. „Das und die ganze Atmosphäre und Arbeitseinstellung in der Praxis, haben mich so begeistert, dass ich nicht lange über eine Antwort nachdenken musste, als er mich in meinem zweiten Ausbildungsjahr danach fragte, ob ich für ihn arbeiten wolle.“

Im Laufe der Jahre wuchs in der jungen Frau das Gefühl, nicht einen Job auszuüben, sondern einer Berufung zu folgen. Gleichzeitig musste sie erfahren, wie viele ihrer, teils schwerstbetroffenen, Patient:innen von vielen Lebensbereichen ausgeschlossen waren. Gerade im beruflichen Kontext war Sabrina ihnen weder eine direkte Hilfe, noch wusste sie, wer konkret weiterhelfen konnte. „Das hat mich wahnsinnig frustriert und es wurde eines meiner erklärten Ziele, hier fitter zu werden und eine fundiert arbeitende Schnittstelle zwischen meinen Patient:innen und den Akteur:innen des Arbeitsmarkts zu werden.“
Je mehr sie sich dann mit den konkreten Themen der betrieblichen Eingliederung, Gesundheit im Betrieb und Versorgungsmanagement beschäftigte, umso klarer wurde ihr, welch immensen Bedarf es gibt. 

Der Master als Lösung
Also? Sabrina entschied sich für den Master-Studiengang „Prävention, Sporttherapie und Gesundheitsmanagement“ an der IST-Hochschule, den sie in Teilzeit absolvierte. Weiterhin war und ist sie als Physiotherapeutin bei Marcel Kroth Physiotherapie tätig und ist sich mit ihrem Arbeitgeber einig: „Glücklicherweise denkt mein Arbeitgeber allerdings genau wie ich Therapie etwas weiter. Er sieht Angehörigen-, Lebenswelt- und interdisziplinäre Arbeit mit innovativen Konzepten auf Evidenzbasis als genauso wichtig an wie ich“, erläutert die 32-Jährige. „Das hat dazu geführt hat, dass ich mich aktuell mit ihm mehr in den Bereich innovativer Versorgungsprojekte, unter anderem auf kommunaler Ebene, bewege und dort als wissenschaftliche Leitung fungiere. Ein Pilotprojekt hierfür ist seit Ende letzten Jahres in der Pipeline.“

In ihrer beruflichen Praxis erlebt Sabrina immer wieder, dass chronisch Kranke Probleme bei der Eingliederung in die Arbeitswelt erleben. „Besonders psychiatrische und psychosomatische Patient:innen haben noch immer mit hartnäckigen Stigmata und nur mäßig erfolgreichen Wiedereingliederungsmaßnahmen zu tun, was sich zusätzlich negativ auf ihren Gesundheitszustand auswirkt.“ 

Ausgezeichnete Master-Thesis
In ihrer Master-Thesis „Einflussfaktoren auf die Rückkehr ins Arbeitsleben mit psychischer Erkrankung – eine qualitative Erhebung durch Befragung betroffener Arbeitnehmer im Setting der beruflichen Rehabilitation“ hat Sabrina die Situation Betroffener dann auch aus wissenschaftlicher Sicht genau untersucht.

„Meine Hauptergebnisse liegen vor allem im sozialen Bereich des Arbeitsumfelds: Alle Probanden gaben an, dass eine unterstützende Haltung durch die Arbeitskolleg:innen und die Vorgesetzten, Verständnis für ihre Situation und Erkrankung sowie offene Gesprächsbereitschaft die wichtigsten Faktoren für eine gelingende Rückkehr an den Arbeitsplatz seien. Beziehungsweise gaben sie es auch als Hauptgrund für das Scheitern an, wenn diese Faktoren nicht gegeben waren.“

Ein weiterer wichtiger Punkt lag im Umgang mit dem Hilfesystem. Besonders eine mangelnde Anbindung an Therapeuten sowie Schwierigkeiten im Umgang mit Kostenträgern oder Akteu:innren der beruflichen Reha (vor allem im Kontext mit Jobcentern) waren starke Barrieren. An viele der Befragten gelangten noch nicht einmal die Informationen zu Angeboten der LTA, also zu „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“. Gerade einmal zwei von ihnen befanden sich damals in einer entsprechenden Maßnahme. 

Sabrinas ernüchterndes Fazit: „Zukünftige Forschungsarbeiten, aber auch praktische Maßnahmen müssen viel stärker das kollegiale Umfeld der Betroffenen mit in den Blick nehmen sollten, um ein Scheitern der Eingliederung aufgrund sozialer Aspekte zu vermeiden. Außerdem müssen zwingend mehr Behandlungsangebote bzw. -plätze geschaffen werden und ein deutlich besseres Schnittstellenmanagement zwischen den einzelnen Akteur:innen und Kostenträgern erfolgen, um eine weitere Belastung durch Stress zu vermeiden.“ 

Die Relevanz des Themas und die herausragende Bearbeitung haben Sabrina nicht nur eine sehr gute Benotung beschert, sondern sie wurde für ihre Arbeit vom Bundeverband Betriebliches Gesundheitsmanagement mit dem zweiten Platz des Nachwuchsinnovationspreises ausgezeichnet.

Wir wünschen ihr alles Gute für ihre Zukunft und gratulieren sehr herzlich!

Alle Informationen zum Master gibt es hier.